Neben Literatur- und Marktrecherchen wurden Brancheninsider in je einstündigen Interviews befragt. Grundsätzlich lägen demnach in der Nutzung von Datenströmen positive Effekte für die Optimierung des Schiffs- und Flottenmanagements. Einsatzbereiche seien unter anderem innovative Dienstleistungskonzepte (das virtuelle Training von Fachpersonal oder die remoteunterstützte Wartung und Instandhaltung von schwer zugänglichen Systemen) oder die nachhaltige Schifffahrt.
Während andere Branchen die Möglichkeiten des Digitalen Zwillings bereits umfangreicher umsetzen, liegt der Fokus in der maritimen Wirtschaft auf Aftersales-Services. Hierfür gäbe es nach Dr. Kristine Bauer vom Fraunhofer IGD in Rostock erfolgreiche Praxisbeispiele im Service- und Reparaturbereich im Schiffbau und in der Offshore-Industrie. Die Ergebnisse der Studie haben aber auch aufgezeigt, „dass der Digitale Zwilling noch nicht im Alltag insbesondere von kleineren und mittelständischen Unternehmen angekommen ist“, betonte die Wissenschaftlerin bei der Vorstellung der Studie. Es fehle häufig an qualifiziertem Personal und einer durchgehenden Daten-Prozesskette.
Im Fazit heißt es, dass sich der aktuelle Stand der Nutzung Digitaler Zwillinge für den maritimen Aftersales-Service in der Regel auf einzelne prototypische Entwicklungen beschränkt. Die Branche habe kein einheitliches Verständnis zur Definition Digitaler Zwillinge, sehe allerdings Potential in diesem Bereich und erwartet in den nächsten Jahren eine fortschreitende Verbreitung maritimer Digitaler Zwillinge. Klar müsse sein, dass der Digitale Zwilling kein Selbstzweck ist. Die Umsetzung hänge unter anderem von der Amortisation der Anfangsinvestition, der Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren (vor allem Datenbereitstellung) sowie Standards ab.
Beauftragt wurde die Untersuchung zu „Potenzialen und Chancen des Digitalen Zwillings im Aftersales-Service für den Schiffbau und Schiffsbetrieb“ vom Maritimen Clusters Norddeutschland (MCN) in Schwerin.
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